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Geschichten zum Staunen

Vom Fremdenzimmer zum 4-Sterne-Hotel

Sechs Jahrzehnte Urlaub im Zillertal

Für den Flachlandtiroler Konrad Schnabel ist der Finkenberger Dornauhof zur zweiten Heimat geworden. Der Journalist blickt voller Wehmut auf sechs Dekaden Zillertal-Urlaub zurück.


Ich machte noch in die Stoffwindeln, als meine Eltern 1960 bei einer Pension in Finkenberg zwecks ein paar Übernachtungen vorsprachen. Zum Glück war sie bereits ausgebucht. Man empfahl ihnen, es im nahegelegenen alten Bauernhof zu versuchen, dort wären gerade ein paar Fremdenzimmer neu hergerichtet worden. Zwischen Frust und Freude lag noch eine kleine Hürde: die 48 Meter tiefe Schlucht, die lediglich über eine schmale, sagenumwobene Brücke Baujahr 1876 passiert werden konnte. Todesmutig wagten wir die Passage der heute denkmalgeschützten fichtenhölzernen Teufelsbrücke und avancierten damit zu den ersten Gästen bei Martha und Sepp, die samt Kindern, Eltern, Knechten und dem lieben Vieh im Anwesen lebten.



Waschschüssel und Etagentoilette

Die Zimmer im Landhaus Kröll (heute: Dornauhof) verfügten zwar über Holzbalkone, aber außer Betten, einem Krug mit Quellwasser, Waschschüssel, Handtuch, Seife und Etagentoilette gab’s nichts. Was wollte man auch für eine Handvoll Schillinge erwarten? Zwischen der armen, aber stolzen Gastgeberfamilie und uns hatte es trotzdem sofort gefunkt. Man war im gleichen Alter, es hat alles gepasst. Die beiderseitige Begeisterung war so groß, dass wir trotz langer Anreise fortan unsere Ferien nur noch dort verbrachten.

„Die Melange aus frischer Luft, sauberem
Wasser, fruchtbarem Grün und früher
Bettruhe wirkte wie ein Aphrodisiakum.“

 

Stammgast der allerersten Stunde

Bis heute bilden Stammgäste die Mehrheit der Besucher. Wiederholungstäter werden besonders gehegt und mit Rabatten sowie weihevollen Ehrungen gepflegt, bei denen dem treuen Gast auch Orden verliehen werden. Doch weshalb kommt man auch nach 17 Sommer- und Winterferien im Schlepptau der Eltern immer wieder freiwillig zurück? Liegt es an diesem Naturzauber, der, von majestätisch hohen Bergen umsäumt und geschützt, wie eine Trutzburg gegen alle Bedrohungen und Sorgen der Welt da draußen wirkt? Oder an der unglaublichen Freundlichkeit der Gastgeber, von der man sich immer wieder gerne korrumpieren lässt, an der intakten Großfamilie, die für Zusammenhalt, Tradition und alte Werte stand, von der man am liebsten adoptiert werden wollte? 



Unbeschwert in den 1960ern

Am schönsten war’s in den Sechzigern. Alles war so unbeschwert, paradiesisch, der Hof ein einziger großer Abenteuerspielplatz mit vielen anderen Kindern und spannenden Herausforderungen. Action pur, immer draußen in der Natur. Alles ohne Straßenverkehr. Und was wir beim Heuhupfen für einen Spaß hatten! Die einheimischen Kids brachten mir ihren Dialekt und das Skifahren bei. Darunter der „wilde Hund“ Leonhard Stock, der 1980 den Abfahrtslauf der Olympischen Winterspiele gewann! Auch die allgemeinen Investitionen in die touristische Infrastruktur ließen uns stets etwas Neues entdecken. Ein schnuckeliges Freibad, eine Brücke aus Stahlbeton und vor allem das Skigebiet Penken wurden errichtet. Kannten viele Wintersportler die sonnige Ortschaft des Hochtals zwischen Mayrhofen und Hintertux bislang nur vom Durchfahren, ließen die Investitionen Finkenberg zu einem international bekannten Ferienort mit zahlreichen Pensionen, Hotels und Gourmethütten heranwachsen. Die Krölls beschränkten sich zunächst auf sanfte Modifikationen (Etagendusche, Heizung, ein Telefon, fließend warmes Wasser). Das Frühstück bestand aus Kaffee, Semmeln, Marmelade und Butterröllchen. Für die Abendjause besaß jeder Gast ein Fach im Kühlschrank der Speisekammer.

Auf der Alm, da gibt's koa Sünd

Die Hochphase der Lederhosenfilme in den wilden Siebzigern war auch in diesem urigen Ambiente eine ausgelassene Zeit. Man hat gemeinsam gefeiert, gesungen, getanzt, sehr gerne auch ein Schnapserl getrunken. Absoluter Höhepunkt: die von Bier, Obstler und Jagertee befeuerte abendliche Polonaise durch das ganze Haus. Zumeist war aber um 23 Uhr Schluss. Wegen der stets mitfeiernden Gastgeber. Ein paar Stunden später mussten die nämlich wieder ihre landwirtschaftliche Frühschicht antreten. Die Melange aus frischer Luft, sauberem Wasser, fruchtbarem Grün und früher Bettruhe wirkte wie ein Aphrodisiakum für mich und meine Frau. Neun Monate später kam mein Sohn auf die Welt.




Aufbruch in die Moderne

Anderl Kröll, einziger Sohn und damit der Erbbauer unter fünf Geschwistern, war mir längst zum guten Freund geworden. Und während ich die Achtziger mit den Imponderabilien der Erwachsenwerdung vergeudete, bahnte sich bei den Krölls ein Generationswechsel an. Direkt gegenüber der Teufelsbrücke erschufen Vater und Sohn noch gemeinsam ein stattliches Café-Restaurant. Dann begann eine neue Ära. Anderl übernahm mit seiner Frau Margit den kompletten elterlichen Betrieb in dritter Generation. Alles Alte wurde abgerissen und in neuem Glanz erschaffen. Lediglich die Scheune und ein ehemaliger Geräteschuppen, der zum rustikalen Familienhäusl umdesignt wurde, blieben noch vom ehemaligen Hof übrig.

Plötzliche Prominenz

Die Neunziger versprachen ein Jahrzehnt der Freiheit zu werden, mit der Hoffnung darauf, dass alle Grenzen verschwinden. Die Zukunft war wieder eine Verheißung. Die Auswirkungen der Wende konnte man auch hier spüren: durch Personal und Kundschaft. Den gewaltigsten Popularitätsschub bescherten die Zillertaler Schürzenjäger ihrem Dorf. Deren Hits „Sierra Madre“ und Open-Air- Spektakel lockten bis zu 100.000 Fans an, wackelten allerdings mächtig an den Belastungsgrenzen des Tals. Schürzenjäger-Freiluftkonzerte gibt es übrigens bis heute – mittlerweile besteht das Bühnenpersonal aus den Nachfahren der Originalbesetzung. „Die Piefke-Saga“ war ein weiteres Medienereignis. Die Hassliebe zwischen überheblichen Deutschen und stolzen Tirolern, die Ambivalenz zwischen Ausverkauf und Würde im Zillertal wurde nie überspitzter persifliert als in diesem prominent besetzten Anti-Heimatfilm.

„Trotz aller globalen Coolness
wehte viel Zeitgeist
unbemerkt übers Tal hinweg.
Ist es ein Nachteil?“

 

W-lan auf der Berghütte

Auch wenn Pizza und Pommes, Burger und Sushi immer erst viele Jahre nach dem Siegeszug in den Großstädten auf den hiesigen Speisekarten landeten und manche Modesünde vergangener Epochen bis heute überlebt: Hinterwäldlerisch sind die Finkenberger schon lange nicht mehr. Attraktiv sind sie ohnehin, anpassungsfähig waren sie immer. Aus Kräuterhexen wurden Heilpraktikerinnen, aus Kuhjungen Skilehrer und Bergführer. Wie groß ihre Technologieaffinität ist, sieht man nicht allein an ihren Autos: In Finkenberg und Ginzling gibt es noch in der einsamsten Hütte einen Glasfaseranschluss. Trotz aller globalen Coolness wehte viel Zeitgeist unbemerkt übers Tal hinweg.

Die Familiensaga geht weiter

Im neuen Jahrtausend spülte die EU-Osterweiterung neue Gästescharen heran. Hobbyarchitekt Anderl erweiterte und optimierte sein traumhaftes 4-Sterne-Hotel immer wieder mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten (u. a. appartementgroße Badezimmer, Zirbenholz-Suiten …), zu denen auch ein phänomenales Frühstücksbüfett und ein kulinarisch anspruchsvolles Fünf-Gänge-Dinner gehören. Bei Preisen, die immer noch rühren! Das Arbeitstier engagierte sich auch in der Lokalpolitik: Seit 2016 ist er Bürgermeister der Gemeinde. Da die drei Kinder auf dem Sprung und auch schon Enkel vorhanden sind, spricht alles dafür, dass diese Familiensaga bald auch in der vierten und fünften Generation erfolgreich weitergeschrieben wird.

Bild Privatarchiv Fam. Schnabel, Flo Smith und Text: Konrad Schnabel
Zillertal Ganzjahresmagazin 2024

 

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