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Geschichten aus dem Naturpark

Steinbockauswilderung

Wenn die Freiheit ruft

Der Steinbock ziert viele Wappen und ist heute wohl das Symboltier der Alpen. Doch sein Fortbestand hing am seidenen Faden. Aber der heimliche König des Gebirges hat allen Widrigkeiten getrotzt. Und damit das so bleibt, wurden in den letzten vier Jahren junge Steinböcke in den Zillertaler Alpen ausgewildert. Ein einmaliges Erlebnis – für Mensch und Tier.


Es ist sechs Uhr morgens und schon taghell, als sich das Team des Naturparks und jenes der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) vor dem Naturparkhaus in Ginzling treffen. Wenige Minuten später kommen der Alpenzoo Innsbruck und der Tiergarten Nürnberg an – im Gepäck acht ein- bis zweijährige Steinböcke. Die jungen Kletterkünstler werden heute kurz oberhalb der 2.227 Meter hoch gelegenen Greizer Hütte in die Freiheit des Hochgebirgs-Naturparks Zillertaler Alpen entlassen. „Die Tiere kehren in ein sehr traditionsreiches Steinwildgebiet – das Floitental – zurück“, erklärt Naturpark-Chef Willi Seifert. In ein Revier, das schon im Jahr 1383 als erste Steinwildjagd der Ostalpen urkundlich erwähnt wurde. Doch Klimaveränderungen, Krankheiten und vor allem die Wilderei haben dem Steinbock zugesetzt. Als die Tiere alpenweit schon fast verschwunden waren, gab es hier im Zillertal nur noch eine kleine Population.



Der Weg ins Hochgebirge

Als die Zeiger auf sieben Uhr stehen, haben die Allradfahrzeuge die Materialseilbahn der Greizer Hütte erreicht: Umladen ist angesagt! Je zwei Steinböcke werden in ihren Transportboxen an die Seilbahn gezurrt und schweben nun die rund 600 Höhenmeter zur Schutzhütte empor. Hier werden sie schon von den Hüttenwirten Irmi und Herbert Schneeberger bestaunt. Bevor der Steinbocknachwuchs aber aus seinen Transportkisten herausspringen darf, wartet auf das Projektteam und einige Naturparkfreunde noch die schweißtreibendste Etappe: Die samt Steinbock rund 60 Kilogramm schweren Holzkisten müssen zum Auswilderungsplatz bugsiert werden. Vier starke Männer und Frauen sind je Kiste gefordert, für sie heißt es anpacken und aufpassen. Über die steindurchsetzte Grasflanke geht es mühsam bergauf. Dann ist es endlich geschafft, die Kisten samt wertvollem Inhalt stehen in einem Halbkreis an Ort und Stelle. Und alle Anwesenden warten auf den spannenden Moment …

„Die Zillertaler Alpen sind mit ihrer Höhenlage
und Vegetation sowie ihrem Klima ein idealer
Lebensraum für Wildtiere.“

Willi Seifert, Naturpark-Geschäftsführer

König mit Herz. Dass heute überhaupt noch Steinböcke leben, ist dem Königreich Sardinien- Piemont zu verdanken, wo man ab dem Jahr 1820 die alpenweit letzten Steinböcke unter strengen Schutz stellte. Etwa 60 bis 100 Tiere waren das, die im Aostatal im Gran Paradiso überlebt haben. Der Bestand erholte sich von da an. Darüber hinaus wurde durch das Zutun von „Wildschmugglern“ das Steinwild auch wieder in andere Alpenregionen gebracht – anfangs vor allem in die Schweiz. Dies war der Startschuss für eines der erfolgreichsten Wiederansiedlungsprojekte der Welt. Und so ist der Steinbock auch in die Zillertaler Alpen zurückgekehrt. Nach ersten Auswilderungen in den 1980er-Jahren haben der Naturpark und die ÖBf von 2016 bis 2019 eine neue gemeinsame Steinwildoffensive gestartet. „Aktuell dürften etwa 100 Tiere in den Zillertaler Alpen leben“, schätzt Christoph Egger, Leiter des ÖBf- Reviers „Hinteres Zillertal“.


Sprung in die Freiheit. Punkt zehn Uhr ist es endlich so weit: Die Kisten für Ina, Luisa, Sarah, Tuxi, Romeo, Karl und Moritz, wie die Steinböcke getauft wurden, gehen auf. Einige starten mit weiten Sätzen ins Hochgebirge, andere gehen es gemächlich an und schauen sich erst einmal um. Nach ein paar Minuten sind jedoch alle Steinböcke hinter der Kuppe verschwunden, und auch Schlusslicht Sarah wurde inzwischen von Finn, dem Hund des Alpenzoo-Tierarztes Matthias Seewald, nach oben getrieben. Jetzt können die sieben Neuankömmlinge ihre Entdeckungsreise beginnen. „Die Zillertaler Alpen sind mit ihrer Höhenlage, Geländeform und Vegetation sowie ihrem Klima ein idealer Lebensraum für Steinwild, wir wünschen ihnen hier alles Gute und ein langes Leben“, sagt Seifert. Rund fünfzehn Jahre werden die Tiere übrigens in der Regel alt, die Geißen sogar bis zu achtzehn Jahre. Ein Horn tragen beide Geschlechter, und im Gegensatz zum Hirsch, der sein Geweih jedes Jahr abwirft, wächst es beim Steinwild ein Leben lang. Bei den älteren Böcken kann es sogar einen ganzen Meter lang werden. So fällt es leicht, einen Steinbock aus der Ferne zu erkennen.



Damit man etwas mehr über das Steinwild erfährt, wurden einigen Tieren Sender verpasst. „Wir erhoffen uns damit wertvolle Rückschlüsse auf das Raum- und Wanderungsverhalten der Tiere“, erläutert Egger. Insgesamt wurden in den vergangenen vier Jahren 25 Steinböcke und -geißen ausgewildert. „Unsere Initiative soll den Bestand im Gebiet stützen und absichern, wir möchten aber auch mehr über die Lebensweise der Tiere erfahren“, so André Stadler, Direktor des Alpenzoos Innsbruck. Wer also die imposanten Kletterer im Naturpark erblicken will, der sollte vor allem auf den Gebirgsscharten einmal in Ruhe Ausschau halten – und dabei den gebührenden Abstand zu den Tieren wahren!

Bild: Julia Rotter und Thomas Straub  Text: Willi Seifert
Zillertal Magazin Ausgabe Sommer 2020

 

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